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/Venenmedizin (Phlebologie)

Bereits seit den 90er Jahren beschäftigt sich Prof. Brandl bei seiner klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit insbesondere mit Wundheilungsprozesse nach einer Gefäßoperation. Diese Prozesse weisen sowohl für die Arterien wie für die Venen im Vergleich zu anderen Körpergeweben (z.B. Haut, Bindegewebe, Muskel), Besonderheiten auf, die bei Gefäßoperationen zu berücksichtigen sind.

Körpergewebe haben ihre eigene Entwicklungsgeschichte. Das Regenerationsvermögen der unterschiedlichen Gewebetypen hat mit ihrem entwicklungsgeschichtlichen Alter zu tun. Die Natur hat Binde- und Stützgewebe sehr früh erfunden. Kontraktionsfähige Elemente, Vorläufer von Muskelgewebe, kamen später hinzu. Die zunehmende Größe von Organismen machte vor hunderten von Millionen Jahren die Konstruktion von Versorgungsleitungen erforderlich.

Im menschlichen Organismus kennen wir drei Typen von Leitungssystemen: Lymphgefäße, Venen und Arterien. Das entwicklungsgeschichtlich wohl älteste Leitungssystem ist dasjenige der Lymphgefäße, die die Lymphe, „Gewebswasser“ aus der Körperperipherie über Lymphkoten sammeln und zurück in dem Kreislauf bringen. Mit der Erfindung des fließenden Blutes schuf die Natur die Möglichkeit eines konzentrierten Sauerstoff- und Energietransports. Zunächst waren dies Blutleiter, die unseren Venen ähneln. Mit der Entwicklung der Kreislaufpumpe „Herz“ entstanden auch Blutgefäße mit einem kräftigeren Wandaufbau entsprechend der Druckverhältnisse im Gefäßsystem

/Wandaufbau der Venen

Unter dem Mikroskop zeigen Venen eine relativ dünne Wand, die aus elastischen Bindegewebe, überwiegend aber aus Muskelzellen besteht. Diese Muskelzellen sind in ihrer Beweglichkeit nicht der bewussten Steuerung unterworfen, reagieren aber z.B. sehr stark auf Temperaturunterschiede. Diese sehr früh in der Evolution entwickelte Fähigkeit ist Teil eines ausgeklügelten Temperaturregulationssystems. Wärme führt zur Entspannung der Muskulatur in der Venenwand und damit zur Erweiterung des Blutgefäßes: Wärme kann abgegeben werden.

Umgekehrt führt Kälte zur Kontraktion, zur „Tonisierung“: Der Gefäßdurchmesser nimmt ab, das Blut wird rascher zur Körpermitte zurücktransportiert und dort in den großen Speichergefäßen (obere und untere Hohlvene) gehalten. Dies ist auch der Grund, weshalb bei Kälte das Spannungsgefühl in den Beinen abnimmt und kalte Güsse an den Unterschenkeln bei Hitze als angenehm empfunden werden.

/Stauungssymptome

Varizen:
Bei Varizen handelt es sich um eine meist sichtbare, bisweilen tastbare Aussackung der oberflächlichen Venen. Zu unterscheiden sind:

  • Besenreiser
  • Seitenastvarizen („Retikuläre Varikose“)
  • Insuffizienz der Stammvenen (Varikose der großen und /oder kleinen Rosenvene, V. saphena magna bzw. V. saphena parva)

    Bei einer Insuffizienz der Stammvenen liegt ein Defekt der Venenklappen vor, der dazu führt, dass venöses Blut in die falsche Richtung, d.h. anstatt zurück zum Herzen, zurück ins Bein befördert wird. Dies führt dazu, dass sich venöses, d.h. sauerstoffarmes und relativ säurereiches Blut bei aufrechter Körperhaltung vermehrt in den Beinen staut und damit die Versorgungsbedingungen der Körpergewebe in diesem Bereich verschlechtern. Dies verursacht Stauungssymptome und verursacht ggf. weiterführende Komplikationen. Weitere Komplikationen und Stauungssymptome: Dicke Beine, Schweregefühl Geschwollene Beine, Knöchelödeme Hervortretende Venen Juckreiz, Hautekzeme Chronische Verhärtung der Haut und des Unterhautbindegewebes („Dermatolipofasziosklerose“) Nächtliche Wadenkrämpfe Chronisches Stauungsgeschwür („Ulcus cruris“) Varizenblutung Oberflächliche Venenthrombose mit Entzündung (Thrombophlebitis)(häufig) Thrombose der tiefen Beinvenen (Venenthrombose) (relativ selten) Lungenembolie (selten)

  • Zusätzliche Symptome, die durch eine gestörte venöse Zirkulation begünstigt werden können, sind Fersensporn und Achillodynien, sowie eine periphere Polyneuropathie.

/Was kann ich tun zur Entlastung der Venen?

  • Beinhochlagerung

    Was bedeutet Hochlagerung? Beinhochlagerung fördert den spontanen Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen. Hochgelagert ist das Bein jedoch erst dann, wenn der Unterschenkel wenigstens in Herzhöhe gelagert ist! Das bedeutet, dass bewegungsloses Lagern auf einem Schemel schlechter ist als bewegungsreiches Stehen oder Sitzen mit Fußbewegungen unter dem Tisch. Letzteres sollte gerade in den Wochen nach einer Operation immer dann praktiziert werden, wenn eine Hochlagerung der Beine soweit, dass der venöse Rückfluss zum Herzen vollkommen entlastet wird, nicht erfolgen kann.

  • Langes Stehen und Sitzen vermeiden
  • Spaziergänge
  • Bequemes Schuhwerk
  • Keine einschnürende Kleidung
  • Venengymnastik

    Was bedeutet Venengymnastik? Die Venen, die am meisten zur Rückführung des Blutes zum Herzen beitragen, liegen eingebettet in Muskulatur. Spannt sich der Muskelschlauch z.B. der Wade, werden die Venen „ausgewrungen“. Dies ist der Fall, wenn der Fuß im Sprunggelenk endgradig nach oben gezogen wird. Im Sitzen ist dieser Effekt besonders ausgeprägt, wenn gleichzeitig das Knie durchgestreckt wird (siehe Video). Durch Bewegung bzw. optimalerweise durch Venengymnastik wird der Druck in den Beinvenen unmittelbar gesenkt. Dieser mechanische Effekt entlastet die Beinvenen wesentlich stärker, als Venenmittel dies vermöchten. Bleibt die Bewegung aus, hat der Venendruck bereits nach 20 bis 30 Sekunden sein Maximum erreicht und verbleibt auf diesem Druckniveau bis zur nächstfolgenden Muskeltätigkeit. Effizientes Venentraining zeigt das folgende Video. Das Venentraining kann auch sehr effizient am Schreibtisch durchgeführt werden. Video Venengymnastik ist auch ein Teil des „Venentrainings“.

  • Venentraining

    Was bedeutet Venentraining? Wie jede Muskulatur, so werden die Muskelzellen in der Gefäßwand durch ihre eigene Kontraktions- und Entspannungsfunktion beübt. Die Gefäßwände erhalten durch dieses „Training“ ihre Beweglichkeit. Auf venöser Seite ist dies von Bedeutung für die Kreislaufregulation und die Prophylaxe von krankhaften Erweiterungen der Beinvenen („Besenreiser“, „Krampfadern“). Das Training arterieller Gefäßwände ist bedeutsam u.a. für ein geregeltes Blutdruckverhalten, insbesondere die Prophylaxe des Bluthochdrucks und seiner Folgekrankheiten (Herzinfarkt, Schlaganfall). Dabei bedingen sich die Eigenschaften des fließenden Blutes und der Gefäßwandfunktionen sich gegenseitig. Fließendes Blut und Gefäßwand bilden eine Funktionseinheit: „Blut braucht gesunde Gefäße, um zu fließen – Gefäße brauchen fließendes Blut, um gesund zu sein.“

  • Kalte Güsse:
    Der Unterschenkel und Füsse werden insbesondere während der warmen Jahreszeit als angenehm empfunden und sind mit täglicher Anwendung zu empfehlen.
  • Kompressionstrümpfe tagsüber nach ärztlicher Rezeptur
  • Medikamente (z.B. Weinlaub- oder Rosskastanienextrakte) nur auf ärztliche Empfehlung
  • moderater Alkohokonsum:
    Alkohol führt durch seine pharmakologische Wirkung zu einer Erweiterung der Blutgefäße in der Haut und kann dadurch ggf. Stauungssymptome verstärken.

/Venenoperation

Venenoperation – wann, warum?

Eine Venenoperation wird erforderlich, wenn Stauungssymptomes bestehen, die auf eine mangelnde Förderleistung der oberflächlichen Beinvenen zurückzuführen ist und die mit nicht-operativen Mitteln nicht oder nicht ausreichend zu beheben ist.

Professor Brandl untersucht seine Patienten selbst. Auf der Basis seiner Befunderhebung führt er seine ambulanten Operationen sämtlich und ausschließlich eigenhändig durch.

Venenoperation – welches Verfahren?

Die Qualität einer Venenoperation entscheidet sich durch

  • Belastungen durch den Eingriff (Zeitaufwand, evtl. Notwendigkeit einer Narkose, Schmerzen)

  • Wahrscheinlichkeit operativer Komplikationen und Schweregrad der damit verbundenen Beeinträchtigung

  • Belastungen durch die Nachbehandlung (Zeitaufwand, Schmerzen, Kompressionstherapie)

  • Wahrscheinlichkeit der Neubildung von Stauungssymptomen und Krampfadern nach einer Operation

Welche Verfahren gibt es?

Die Verfahrenswahl richtet sich zunächst nach der Art und Ausprägung der Varikose.

Im wesentlichen stehen folgende Behandlungsmethoden zur Verfügung:

  1. Klassische Operation („Venenstripping“)
  2. Endovenöse Verfahren
    • Thermisch (Radiofrequenzinduzierte Thermotherapie, Laser)
    • Nicht-Thermisch
    • Sklerosierend (Injektion von Verödungsmittel (Äthoxysklerol), Schaumsklerosierung)
    • Mechanico-chemisch (sog. MOCA-Verfahren)
    • Nicht-Sklerosierend (Klebeverfahren „VenaSeal™“)

Venenoperation – welches Verfahren ist das beste?

Nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung bei der Behandlung von Venen in Klinik und Praxis ist die klassische Operation mit Krankenhausaufenthalt zu Recht weitgehend von endovenösen Verfahren abgelöst worden, die ambulant durchgeführt werden können, ohne höhere Risiken für den Eingriff oder für ein gutes Spätergebnis in Kauf zu nehmen. Für besondere Konstellationen (z.B. Begleiterkrankungen) wird weiterhin die Operation im Krankenhaus vorgehalten.

Im Vergleich zu den thermischen, endovenösen Verfahren bietet mittlerweile der Venenkleber eine besonders schonende Alternative zum herkömmlichen Stripping.

Zusätzliche Informationen zum Klebeverfahren: Cyanoacrylate sind seit Jahrzehnten in der Medizin für verschiedenste Anwendungen zugelassen, auch für die Anwendung am Gefäßsystem. Beim Kleben von Venen handelt es sich nicht mehr um ein experimentelles Verfahren. Die reichhaltige aktuelle Studienlage mit Ergebnissen von Vergleichsstudien unterschiedlicher Verfahren belegt dies. Wie jedes operative Verfahren ist auch die Klebetechnik von der Qualifikation des Anwenders abhängig. Die auf dem gegenwärtigen Stand entwickelte Therapiesicherheit bietet jedoch bei weltweiter Anwendung ein äußerst vorteilhaftes Nebenwirkungsprofil, das der konventionellen Operation, aber auch den anderen derzeit verfügbaren endovenösen thermischen Verfahren überlegen ist. Kritische Stellungnahmen lassen dies unberücksichtigt oder verzerren das jeweilige Risikoprofil der unterschiedlichen Verfahren. Manche Kommentare sind offensichtlich primär auf den Erhalt bestehender Strukturen ausgerichtet.

Hinsichtlich der operativen Risiken hat das Klebeverfahren gegenüber sämtlichen Alternativverfahren klare Vorteile, unter anderem: Ambulanter Eingriff Kein Risiko der Verletzung von Nerven und Lymphgefäßen Keine Narkose, Schmerzfreiheit durch Lokalanästhesie Keine Tumeszenzanästhesie Geringster Bedarf an Kompressionsbehandlung nach dem Eingriff im Vergleich zu sämtlichen Alternativverfahren (0-3 Wochen) Kürzeste Arbeitsunfähigkeit Keine Einschränkungen bei gerinnungshemmender Medikation oder den meisten Begleiterkrankungen. Anwendbar auch bei Begleiterkrankungen der inneren Organe. Der Kleber verursacht im Gegensatz zu den thermischen oder operativen Verfahren nur eine sehr geringe Entzündung und wird – ein wesentlicher Vorteil der Methode – vom Körper nur langsam resorbiert. Das Argument der Kritiker, der Kleber würde lebenslang im Körper verbleiben, ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt (Novotny, K. et al. VASA 2019). Nach 3 bis 4 Jahren ist kein Fremdmaterial mehr in der Vene nachzuweisen.Der Kleber ist nicht allergen, nicht onkogen (Verursachung von Gewebsneubildungen) und nicht thrombogen (Verursachung von Thrombosen oder Embolien) Oft bietet die Kombination von bekannten Therapieoptionen die beste Aussicht auf einen guten Langzeiterfolg.

Wie kann ein „Rezidiv“ vermieden werden?

Venöse Blutgefäße haben eine sehr hohe Fähigkeit der Geweberegeneration. Das bedeutet, dass sich Krampfadern, die durch einen operativen Eingriff entfernt wurden, unter bestimmten Bedingungen erneut ausbilden können (=Rezidivvarikose). Diese Bahnung der – unerwünschten - Neubildung von Krampfadern geschieht u.U. bereits sehr früh und unabhängig von der verwendeten Operationsmethode nach einer Operation, ist aber durch die jeweils richtige Verfahrenswahl, korrekte Methodik und Nachbehandlung vermeidbar. Letzteres setzt allerdings auch entsprechendes Wissen auf Seiten des Patienten voraus.

Zur Operationstechnik des Klebeverfahrens:

Die Vene wird am Unterschenkel wie beim Blutabnehmen punktiert und der Venenkleber-Katheter in die Vene eingeführt. Ist die richtige Position mit dem Ultraschall bestätigt, wird die Vene von innen mit dem Venenkleber verklebt. Das Problem des Venenleidens, nämlich, dass das Blut durch die zu weite Vene in das Bein zurückfließt, ist überprüfbar und sofort beseitigt. Anders als beim Laser oder der Radiowelle entstehen hierbei keine Temperaturen von 120°C, sondern der Venenkleber verschließt die Vene bei maximal 40°C.

Zusammenfassend zeigt die Gegenüberstellung des Venenklebers zu anderen endovenösen Verfahren (Laser oder Radiowelle), dass auf Grund seiner Zuverlässigkeit, Effektivität und Risikoarmut wenigstens eine Gleichwertigkeit der Verfahren gegeben ist. Die sofortige Verbesserung der Lebensqualität bei Anwendung des Klebers ist hervorzuheben.

Letztlich zeigt der kritische Vergleich auch bei der Kostenfrage in der Summe ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis. Nicht nur die Lebensqualität wird verbessert, es entstehen auch weniger Folgekosten.

Informationsvideo zum Venenkleber: